Korfu – Wo Griechenland venezianisch spricht
Korfu wurde nie von den Osmanen erobert. Nie. 400 Jahre lang schützte Venedig die Insel, dann kamen die Briten, dann Frankreich kurz, dann wieder die Briten. Erst 1864 wurde Korfu griechisch. Diese Geschichte merkst du sofort: In den pastellfarbenen Häusern, den Arkadengängen, dem Cricket-Platz mitten in der Altstadt.
Warum Korfu so grün ist
- ✓ Meiste Regentage aller griechischen Inseln (bis zu 1.200mm/Jahr)
- ✓ 4 Millionen Olivenbäume auf 600 km²
- ✓ Zypressen, Pinien, Oleander überall
- ✓ Die Venezianer zahlten Prämie für jeden gepflanzten Olivenbaum
Korfu sieht aus wie die Toskana mit Meer. Olivenhaine soweit das Auge reicht. Dunkle Zypressen markieren alte Villen. Im Frühjahr blüht alles in Gelb und Lila. Das ist nicht das karge, weiß-blaue Griechenland der Kykladen. Das ist üppig, grün, mediterran.
Korfu-Stadt – Die Aristokratin unter den griechischen Städten
Die Altstadt ist UNESCO-Welterbe und eine der schönsten Städte Griechenlands. Keine weißen Würfelhäuser, sondern hohe venezianische Palazzi in Ocker, Rosa, Creme. Arkadengänge säumen die Straßen – ein bisschen Bologna, ein bisschen Venedig.
Die Spianada
Der größte Platz Griechenlands und gleichzeitig der eleganteste. Auf der einen Seite die Alte Festung, auf der anderen venezianische Kolonnaden im französischen Stil (gebaut unter Napoleon). In der Mitte: Ein Cricket-Pitch. Ja, Cricket – die Briten haben es hier eingeführt, und es wird noch heute gespielt.
Die Alte Festung
Venezianische Festungsanlage auf einer Halbinsel, gebaut im 15./16. Jahrhundert. Du kannst hochlaufen zum Leuchtturm – der Blick über Stadt, Meer und albanische Küste ist grandios. Innen ist wenig zu sehen (die Briten haben viel umgebaut), aber die Location allein lohnt.
Liston
Eine Arkadengasse direkt an der Spianada, gebaut 1807 nach Vorbild der Rue de Rivoli in Paris. Unter den Bögen reihen sich Cafés aneinander. Hier sitzt du, trinkst Freddo Espresso und schaust dem Cricket zu. Touristisch? Ja. Aber schön.
Die Altstadt-Gassen
Hinter der Spianada: Ein Labyrinth aus engen Gassen, Treppen, Wäscheleinen. Boutiquen, Tavernen, kleine Kirchen. Die Häuser sind hoch (4-5 Stockwerke), italienisch, mit Fensterläden. Geh mittags, wenn die Tagestouristen von den Kreuzfahrtschiffen wieder weg sind.
Achilleion – Sissis Palast mit Tragödie
10 km südlich von Korfu-Stadt liegt das Achilleion, der Palast von Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich. Sie ließ ihn 1890 bauen als Rückzugsort – nach dem Selbstmord ihres Sohnes suchte sie Trost. Der Palast ist ihrer Heldenverehrung für Achilles gewidmet.
Die Architektur? Neoklassizistisch, ein bisschen kitschig. Aber die Gärten sind traumhaft. Terrassen voller Statuen, Blick aufs Meer, perfekt gepflegte Beete. Im Garten steht die berühmte 11 Meter hohe Statue des sterbenden Achilles – dramatisch, romantisch, melancholisch.
Nach Sisis Tod kaufte Kaiser Wilhelm II. den Palast. Er stellte einen siegenden Achilles auf (kriegerischer, deutscher) und nutzte das Achilleion als Sommerresidenz. Heute ist es Museum. Eintritt 10€, lohnt sich.
Die Strände – Kiesel, Sandbuchten und Steilküsten
Korfu hat keine langen Sandstrände wie Kreta. Dafür: Viele kleine, geschützte Buchten mit türkisblauem Wasser.
Paleokastritsa
Die berühmteste Bucht Korfus. Eigentlich sind es sechs kleine Buchten, eingerahmt von grün bewachsenen Felsen. Das Wasser ist kristallklar, perfekt zum Schnorcheln. Oben auf dem Felsen steht ein Kloster aus dem 13. Jahrhundert – tolle Aussicht. Paleokastritsa ist voll, aber zurecht.
Glyfada Beach
Westküste, breiter Sandstrand mit goldgelbem Sand (selten auf Korfu!). Beliebt, aber groß genug. Liegen, Beach-Bars, Wassersport. Sonnenuntergänge sind spektakulär. Gute Wahl für Familien.
Agios Gordios
Langer Sandstrand im Westen, eingerahmt von dramatischen Klippen. Der Berg Pantokrator im Hintergrund. Weniger touristisch als Glyfada, entspannter. Das Dorf dahinter ist klein und authentisch.
Canal d'Amour (Sidari)
Ein schmaler Kanal zwischen Felsen im Norden. Der Legende nach finden Paare, die hier durchschwimmen, ewige Liebe. Touristisch total ausgeschlachtet, aber geologisch interessant. Die Felsen sind vom Wind geformt, weich wie Butter.
Myrtiotissa Beach
Lawrence Durrell (britischer Autor, lebte auf Korfu) nannte ihn "den schönsten Strand Europas". Vielleicht übertrieben, aber Myrtiotissa ist wunderschön: FKK-Strand, umgeben von grünen Hügeln, wenig Infrastruktur. Etwas schwer erreichbar (steile Schotterstraße), dafür weniger Menschen.
Der Norden – Wild und unberührt
Die meisten Touristen bleiben im Osten und Süden. Der Norden ist rauer, grüner, authentischer.
Mount Pantokrator
Mit 906 m der höchste Berg Korfus. Von oben siehst du die ganze Insel, Albanien, und an klaren Tagen sogar Italien. Du kannst hochfahren (Serpentinen, schmal) oder hochwandern (3 Stunden ab Spartillas). Oben steht ein Kloster und ein Sendemast. Es ist windig und oft bewölkt – aber wenn die Sicht gut ist, magisch.
Kassiopi
Ehemaliges Fischerdorf im Nordosten, heute hübscher Urlaubsort. Hafen, venezianische Festungsruine, nette Tavernen. Weniger überlaufen als die Westküste, guter Ausgangspunkt für Bootstouren nach Albanien (20 km).
Britisches Erbe – Cricket und Ginger Beer
Die 50 Jahre britischer Herrschaft (1814-1864) haben Spuren hinterlassen – lustige.
Cricket: Wird auf Korfu noch heute gespielt. Der Korfu Cricket Club ist einer der ältesten außerhalb Großbritanniens. An Sommerabenden siehst du Spiele auf der Spianada.
Ginger Beer: Das lokale Softdrink Tsitsibira (Ingwerbier) ist ein britisches Erbe. Schmeckt süß, ingwerig, erfrischend. Wird überall verkauft.
High Tea: Manche Cafés bieten ihn noch an. Es ist absurd – griechische Sonne, venezianische Architektur, britischer Tee mit Sandwiches.
Korfu kulinarisch – Griechisch mit venezianischen Akzent
Korfiotische Küche ist eigenständig. Hier heißt es Sofrito (nicht Souvlaki) und Pastitsada (nicht Moussaka).
Sofrito: Rindersteak in Weißweinsauce mit Knoblauch und Petersilie. Venezianisches Gericht, auf Korfu angepasst. Wird mit Reis oder Bratkartoffeln serviert.
Pastitsada: Rind- oder Hühnerfleisch in Tomaten-Zimt-Sauce auf Pasta. Ebenfalls venezianisch inspiriert.
Bourdeto: Fisch-Eintopf mit viel Paprika, scharf und rot. Lokale Spezialität.
Kumquat: Korfu ist berühmt für Kumquats (kleine Zitrusfrüchte). Daraus wird Likör, Marmelade, Süßigkeiten gemacht. Probier den Kumquat-Likör – süß-sauer, intensiv.
Pauschalreise nach Korfu – Praktisches
Wo wohnen?
Korfu-Stadt: Ideal für Kultur-Fans. Die Altstadt ist wunderschön, viele Restaurants, gute Verbindungen. Strände in der Stadt mittelmäßig, aber du erreichst alles mit Bus/Mietwagen.
Paleokastritsa: Landschaftlich top, viele Hotels, gute Strände. Aber touristisch und etwas abgelegen.
Benitses/Moraitika (Ostküste): Klassische Urlaubsorte, viele Hotels, lange Strände. Praktisch, aber wenig Charakter.
Agios Gordios/Glyfada (Westküste): Schönere Strände als Ostküste, spektakuläre Sonnenuntergänge. Etwas weiter von Korfu-Stadt.
Sidari/Roda (Norden): Familienfreundlich, flache Strände, günstiger. Weiter weg von Sehenswürdigkeiten, aber ruhiger.
Wann nach Korfu?
Mai-Juni: Perfekt. 22-27°C, die Insel ist grün und blüht, wenig Touristen. Meer 20°C (warm genug).
Juli-August: Heiß (30-33°C), voll, teuer. Viele Briten und Italiener. Meer 25°C.
September-Oktober: Sehr gut. Wasser noch warm (23-24°C), weniger Menschen, Preise niedriger. Im Oktober kann's regnen.
April: Schön für Natur und Wandern. Fürs Baden noch etwas kühl (18°C Wasser), aber die Insel ist in voller Blüte.
Brauche ich ein Auto?
Nicht zwingend, aber empfehlenswert. Die Insel ist 60 km lang, Busse fahren nur zu Hauptorten. Mit Auto erreichst du versteckte Buchten, Bergdörfer, Paleokastritsa, Achilleion. Mietwagen ab 25€/Tag. Die Straßen sind eng und kurvig, aber gut.
Was kostet Korfu?
Günstiger als Santorini/Mykonos, ähnlich wie Kreta.
Essen: Gyros 3-4€, Taverne 15-20€/Person. Softdrinks 2-3€. Fisch teurer (25-35€).
Attraktionen: Achilleion 10€, Alte Festung 8€, Kloster Paleokastritsa 2€ (Spende).
Mietwagen: 25-35€/Tag. Benzin wie Deutschland.
Hotels: 3-Sterne ab 50€/Nacht, 4-Sterne 80-140€.
Häufige Fragen zu Korfu Pauschalreisen
Ist Korfu für Familien geeignet?
Ja! Flache Strände im Norden (Sidari, Roda), viele Familienhotels, Wasserpark Aqualand (größter Griechenlands). Die Altstadt ist interessant auch für Kinder.
Wie ist das Wetter wirklich?
Regenreichste griechische Insel. Im Sommer (Juni-September) fast nie Regen. Aber Frühjahr und Herbst können nass sein. Dafür ist die Insel grün.
Kann man nach Albanien?
Ja! Bootstouren von Kassiopi nach Saranda (Albanien) dauern 20 Minuten. Tagesausflüge möglich. Check Visa (EU-Bürger brauchen meist keins, aber Pass mitnehmen).
Ist Korfu laut und touristisch?
Kommt drauf an wo. Kavos im Süden ist Party-Hotspot (britische Jugendliche). Paleokastritsa ist voll. Aber die Ostküste, der Norden und das Inland sind ruhig. Korfu ist groß genug für beide Welten.
Was ist das Besondere an Korfu?
Die kulturelle Vielfalt. Nirgends in Griechenland siehst du so viel italienischen, französischen und britischen Einfluss. Und die Natur – Korfu ist grün wie keine andere griechische Insel.