La Palma – Die Insel, die 2021 die Welt sah brennen
September 2021: Der Cumbre Vieja bricht aus. Lavaströme begraben Häuser, Bananenplantagen, Straßen. Die Welt schaut zu, wie La Palma brennt. 85 Tage dauert die Eruption. Dann Stille.
Heute, drei Jahre später, ist La Palma wieder da. Die Narben sind sichtbar – schwarze Lavafelder im Westen der Insel. Aber der Rest? Grüner denn je. La Palma war immer eine Vulkaninsel. Jetzt hat sie ein neues Kapitel hinzugefügt.
La Palma kompakt
- ✓ 708 km² – fünftgrößte Kanareninsel
- ✓ 2.426m hoch (Roque de los Muchachos) – zweithöchster Berg Spaniens
- ✓ Caldera de Taburiente: 8 km Durchmesser, bis zu 2.000m tiefe Erosionssenke
- ✓ UNESCO-Biosphärenreservat & Sternenreservat (dunkelster Himmel Europas)
Warum La Palma die interessanteste Kanareninsel ist
Während Teneriffa auf Partytouristen setzt und Fuerteventura auf Strände, hat La Palma eine andere Strategie gewählt: Natur und Authentizität. Keine Hotelburgen. Keine Bettenburgen-Strände. Stattdessen: Wanderwege, Nationalparks und Dörfer, die noch wie vor 50 Jahren aussehen.
La Palma ist die grünste Insel der Kanaren. Nicht metaphorisch – tatsächlich. Lorbeerwälder, Kiefernwälder, Bananenplantagen bedecken die Berge. Im Norden regnet es oft, die Passatwolken bleiben an den Gipfeln hängen. Das Ergebnis: Eine Vegetation, die mehr an Irland erinnert als an Afrika.
Die Insel ist steil. Vom Meeresspiegel auf 2.400m in 20 km Luftlinie. Das bedeutet: Dramatische Ausblicke, spektakuläre Straßen und Wanderungen, die Kondition fordern. La Palma ist keine Insel zum Faulenzen. Es ist eine Insel zum Erleben.
Caldera de Taburiente – Das Herz der Insel
Die Caldera ist kein Vulkankrater, obwohl der Name das nahelegt. Sie ist ein Erosionskessel – 8 km im Durchmesser, umgeben von 2.000m hohen Felswänden. Ein gigantisches Amphitheater aus Stein.
Die Caldera ist Nationalpark. Du kannst nicht mit dem Auto hineinfahren. Du musst wandern. Der klassische Zugang: Vom Besucherzentrum Los Brecitos (1.200m) führt ein Weg hinab zum Talboden (800m). 6 Stunden hin und zurück, mittelschwer.
Was dich erwartet: Pinienwälder, türkisfarbene Wasserbecken (Cascada de Colores), Felswände in Rot-, Orange- und Gelbtönen. Am Talgrund fließt der Río Taburiente – einer der wenigen ganzjährigen Flüsse der Kanaren. Im Sommer kannst du darin baden.
Alternativroute für Fitte: Die komplette Durchquerung. Start am Roque de los Muchachos (2.426m), Abstieg durch die Caldera bis zur Küste (12 km, 8 Stunden, anspruchsvoll). Eine der spektakulärsten Wanderungen Europas. Rückweg per Taxi.
Die Caldera ist der Grund, warum viele nach La Palma kommen. Wenn du nur eine Wanderung machst, dann diese.
Roque de los Muchachos – Europas Dach zum Universum
Der Roque ist der zweithöchste Berg Spaniens (nach dem Teide). Auf seinem Gipfel: Eine Ansammlung weißer Kuppeln – das Observatorio del Roque de los Muchachos, eines der wichtigsten Teleskope der Welt.
Warum hier? Weil La Palma den klarsten Himmel Europas hat. Kein Streulicht von Städten, saubere Atlantikluft, über 300 klare Nächte im Jahr. Die UNESCO hat die gesamte Insel zum Sternenreservat erklärt. Straßenlaternen sind abgeschirmt, Werbetafeln verboten.
Du kannst bis zum Observatorium fahren. Die Straße ist schwindelerregend – 35 km Serpentinen von Meereshöhe auf 2.400m. Oben angekommen: Blick über ein Wolkenmeer. Die Insel liegt oft unter dir, nur Gipfel ragen heraus wie Inseln.
Sonnenaufgang am Roque: Ein Ritual für La-Palma-Kenner. Um 5 Uhr morgens aufstehen, hochfahren, zusehen, wie die Sonne über dem Wolkenmeer aufgeht. Kalt (5°C im Sommer, 0°C im Winter), aber unvergesslich. Pack warme Kleidung ein – auch wenn unten 25°C sind.
Sternbeobachtung: Organisierte Touren bieten Teleskope und Erklärungen. Aber du kannst auch allein hochfahren (Parkplätze sind frei). Die Milchstraße ist so klar, dass du sie mit bloßem Auge in Detail siehst. Sternschnuppen im Minutentakt. Wenn du Fotografie magst: Paradies.
Die Vulkanroute – Cumbre Vieja & Teneguía
Die Cumbre Vieja ist eine 25 km lange Vulkankette, die den Süden der Insel durchzieht. Junge Vulkane (geologisch gesehen) – der letzte Ausbruch vor 2021 war 1971 (Teneguía), davor 1949 (San Juan).
Du kannst auf der Vulkanroute wandern. Der Weg führt über schwarze Lavafelder, vorbei an Kratern und Schlackenke geln. Die Landschaft ist außerirdisch – wie auf dem Mars, nur mit Blick aufs Meer.
Volcán San Antonio: Ein perfekt symmetrischer Kegel mit begehbarem Kraterrand. Ein Rundweg (30 Minuten) führt um den Krater. Im Besucherzentrum gibt's eine Ausstellung zu Vulkanismus. Eintritt 4€. Der Blick vom Kraterrand auf den Atlantik: spektakulär.
Teneguía: Der jüngste Vulkan (1971). Du kannst bis zum Krater wandern. Der Boden ist noch warm an manchen Stellen. Fumarolen (Schwefelgase) steigen auf – die Erde atmet. Bizarre Landschaft aus schwarzer Lava, roter Erde und grünen Flechten.
Cumbre-Vieja-Ausbruch 2021: Die neuen Lavafelder sind zugänglich, aber geführte Touren empfohlen. Die Zerstörung ist eindrucksvoll – Häuser bis zur Dachkante in Lava, verschüttete Straßen, begrabene Gärten. Respektvoll besuchen – Menschen haben hier alles verloren.
Los Llanos & Santa Cruz – Die Städte
Los Llanos de Aridane: Die größte Stadt (20.000 Einwohner). Funktional, nicht schön. Aber hier ist die Infrastruktur: Supermärkte, Banken, Restaurants, Gesundheitszentrum. Die Plaza de España mit ihren Lorbeerbäumen ist nett für einen Kaffee. Sonst gibt's keinen Grund, hier zu übernachten.
Santa Cruz de La Palma: Die Hauptstadt (15.000 Einwohner). Viel charmanter als Los Llanos. Koloniale Häuser mit Holzbalkonen, eine maritime Promenade (Avenida Marítima), kleine Plazas. Die Calle O'Daly ist hübsch – kopfsteingepflastert, bunte Fassaden, Cafés.
Sehenswert in Santa Cruz: Die Iglesia del Salvador (16. Jahrhundert), das Rathaus mit bemalter Decke, die Plaza de España. Ein halber Tag reicht. Die Stadt ist überschaubar, aber angenehm.
Puerto Naos & Tazacorte – Die Badeorte
La Palma ist keine Strandinsel. Die Küsten sind felsig, die Strände klein und oft rau. Aber es gibt zwei Orte zum Baden:
Puerto Naos: Der wichtigste Badeort. Schwarzer Sandstrand, geschützte Bucht, flaches Wasser. Viele Hotels stehen hier. Allerdings: Nach dem Vulkanausbruch 2021 sind Teile des Ortes wegen CO2-Ausgasungen gesperrt. Check aktuelle Infos vor Buchung.
Tazacorte: Kleinerer, authentischer. Ebenfalls schwarzer Sandstrand, weniger touristisch. Die Playa de Tazacorte ist 400m lang, mit Palmen und Beach-Bars. Sonnenuntergang hier = Pflicht. Das Dorf selbst ist ruhig, paar Restaurants, kein Nachtleben.
Charco Azul & La Fajana: Natürliche Meerwasserpools an der Nordküste. In Felsen gehauene Becken, die bei Flut gefüllt werden. Zum Schwimmen bei rauer See. Kostenlos, aber kalt (18-20°C Wasser selbst im Sommer).
La Palma ist nicht für Strandlieger. Du kommst zum Wandern her. Baden ist Bonus.
Die Nordroute – Grün, grüner, La Palma
Der Norden ist das Gegenteil des Südens. Feucht, grün, wolkenverhangen. Die Passatwolken bleiben an den Bergen hängen und regnen ab. Das Ergebnis: Eine üppige Vegetation wie im Regenwald.
Los Tilos: UNESCO-Biosphärenreservat. Lorbeerwald-Urwald mit Wasserfällen und Farnen. Die Wanderung zum Nacimiento de Marcos y Cordero (Quellen) ist ein Muss: 13 km durch Tunnels, entlang Wasserleitungen, durch tropischen Wald. Nass, glitschig, spektakulär. Stirnlampe mitnehmen für die Tunnels.
Barlovento: Das regenreichste Dorf der Kanaren. Grün, ruhig, authentisch. Die Piscinas Naturales Fajana (Meerwasserpools) sind hier. Am Wochenende kommen Einheimische zum Grillen und Schwimmen.
San Andrés: Ein winziges Dorf an der Nordküste. Steile Straße hinunter (18% Gefälle!), dann ein hübscher Ortskern mit Plaza und Kirche. Die Playa de Nogales ist ein abgelegener Kiesstrand – dramatisch, oft zu rau zum Schwimmen, aber schön für einen Spaziergang.
Der Norden ist kühler (3-5°C weniger als der Süden) und wolkiger. Nicht der beste Ort zum Übernachten, aber zum Erkunden ideal.
Bananenplantagen – La Palmas grünes Gold
La Palma ist Banane. 30% der Inselfläche sind Plantagen. Die palmerischen Bananen (Plátano de Canarias) sind kleiner, süßer und teurer als Import-Bananen. Sie haben geschützte Herkunftsbezeichnung und sind in ganz Spanien beliebt.
Die Plantagen prägen die Landschaft. Vor allem im Westen (Tazacorte, Los Llanos) sind die Hänge grün von Bananenstauden. Bei der Ernte (ganzjährig) siehst du Arbeiter, die die schweren Büschel schultern – harte Arbeit.
Manche Fincas bieten Touren an. Du lernst, wie Bananen wachsen, wann geerntet wird, warum die kanarischen besser schmecken. Am Ende: Verkostung. Klingt touristisch, ist aber interessant.
Pauschalreise nach La Palma – sinnvoll?
Pro Pauschalreise:
La Palma ist logistisch unkompliziert. Flug direkt zum Flughafen Santa Cruz, Transfer zum Hotel. Pauschalreisen regeln das. Viele Packages enthalten Mietwagen – dann besonders günstig.
Die Insel hat keine Massenhotels, aber Reiseveranstalter haben Kontingente in den guten Häusern. Individuell sind manche Hotels schwer buchbar (kleine Kapazität, schnell ausgebucht).
Preislich sind Pauschalreisen oft günstiger als einzeln gebucht – besonders mit Mietwagen im Bundle. Vergleich lohnt.
Contra Pauschalreise:
Viele bevorzugen Ferienhäuser oder Apartments – mehr Flexibilität, oft schöner als Standardhotels. La Palma lebt von Individualtourismus.
All-Inclusive macht wenig Sinn. Die Restaurants sind gut und bezahlbar. Du willst verschiedene Orte ausprobieren, nicht im Hotel festsitzen.
Beste Reisezeit
Ganzjährig mild: 18-25°C, je nach Jahreszeit und Höhe. La Palma ist immer grün.
Mai bis Oktober: Trockenzeit, ideal für Wanderungen. 22-28°C im Süden, 18-24°C im Norden. Wasser 20-23°C. Hochsaison im Juli/August.
November bis April: Regenzeit im Norden (Süden bleibt meist trocken). 18-22°C, gelegentlich frisch. Perfekt für Budget-Reisende und Ruhesuchende. 30% günstiger als Sommer.
Winter-Tipp: Mandelblüte im Januar/Februar. Die Täler färben sich rosa-weiß – wunderschön.
Praktische Tipps
Mietwagen: Unverzichtbar. Die Insel ist bergig, Busse selten. Die Straßen sind kurvig, manchmal steil (20% Steigung normal). Ein Kleinwagen reicht, aber mit guten Bremsen.
Wanderausrüstung: Gute Schuhe Pflicht. Wanderstöcke empfohlen. Jacke für Höhenlagen (am Roque sind es 10-15°C kühler als an der Küste). Stirnlampe für Tunnel-Wanderungen.
Budget: La Palma ist günstiger als Teneriffa. Restaurant: 10-16€ pro Person, Mietwagen: 20-35€/Tag, Hotel: 50-90€/Nacht (Mittelklasse).
Essen: Probiere Papas arrugadas con mojo (Salzkartoffeln mit Sauce), Gofio (geröstetes Getreidemehl), frischen Fisch. Vino de Tea (Kiefernwein) ist speziell – gewöhnungsbedürftig, aber traditionell.
Hasta pronto en La Isla Bonita!